Experten bezeichnen es als das Microsoft der Hardware: Super Micro Computer, Inc., kurz Supermicro. Das aus Amerika stammende Unternehmen ist auf die Herstellung von Computerbestandteilen spezialisiert und hat in der Vergangenheit mehrere hundert Kunden, darunter Großkonzerne wie Apple und Amazon, mit technologischem Equipment eingedeckt. Damit ist jedoch nun Schluss. Laut eines Berichts von Bloomberg Businessweek ist der Grund dafür ein großangelegter Hack.

Hardware-Viren

Bloomberg Businessweek bezieht sich im Report auf die Aussagen anonymer Quellen, die aus Regierungskreisen und aus diversen Unternehmen stammen. Angeblich seien in und auf Festplatten, ausgeliefert von Supermicro, Mikrochips gefunden worden, die kaum größer waren als die Spitze eines Bleistifts und als trojanische Pferde agierten. Sie enthielten nur wenige Zeilen Code, konnten aber dafür sorgen, dass bestimmte Sicherheitsprotokolle des betroffenen Servers umgangen wurden. Damit öffneten sie die Tür für externe Computer, die dann in das infizierte System eindringen konnten.

Glück im Unglück?

Angeblich war die Gefahr bereits 2015 entdeckt worden, als Amazon über den Kauf eines Start-Ups namens Elemental nachdachte. Vor der Akquisition sollte ein Sicherheitscheck für Klarheit darüber sorgen, ob das Geschäft sicher ist. Dabei stießen Amazons Fachleute zufällig auf die genannten Chips. Die daraufhin gestartete Investigation hält, so berichtet Bloomberg Businessweek, sogar heute noch an. Allerdings sei es den Ermittlern gelungen, die Spur der Chips bis hin zu einigen Fabriken in China zurückzuverfolgen.

Dementi der Betroffenen

Als Reaktion auf die Berichterstattung der Bloomberg Businessweek dementierten die im Artikel genannten Unternehmen sowohl die Investigation als auch den Fund bösartiger Hardware. Die vollständigen Aussagen von Amazon, Apple, Supermicro und ein Statement der chinesischen Regierung im Detail. Es ist bisher unklar, ob die von Bloomberg Businessweek berichteten Einzelheiten der Wahrheit entsprechen. Belegt ist allerdings die erwähnte Trennung Apples von Supermicro im Jahr 2016. Laut AppleInsider wurde der komplette Austausch der Supermicro-Server mit Kostenersparnissen begründet.

Fact or Fiction?

An der Börse schlägt der Businessweek-Report große Wellen. Nicht bei Apple (Minus 0,66 Prozent, Aktienpreis 197,72 Euro) und Amazon (Minus 0,35 Prozent, Aktienpreis 1.658,99 Euro), dafür aber bei Supermicro selbst (Minus 41,12 Prozent, Aktienpreis 12,60 US-Dollar) und bei anderen Technologieunternehmen wie etwa Lenovo (Minus 12,62 Prozent, Aktienpreis 0,57 Euro). Ein so flächendeckend angelegter Hack-Angriff auf mehrere Dutzend Großkonzerne ist neu. Sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen und die Existenz der Chips bestätigen, so sind die Nachwirkungen auf den Markt nicht abzusehen.

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