Der 69-Jährige Mario Draghi ist seit 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank. Seine Amtszeit endet am 31. Oktober 2019. Grund genug für die italienische Zeitung Repubblica sich bereits jetzt über seine mögliche Nachfolge Gedanken zu machen. Ihre Vermutung, auch wenn die italienische Öffentlichkeit selbst noch davon überzeugt werden muss: Jens Weidmann.

Der „deutsche Falke“ in der Spitzenposition?

„Ausgerechnet Weidmann“, lautete die Antwort der „Repubblica“ auf die Frage, wer denn Draghi beerben könnte. Begeisterung liest sich anders. Der Eindruck erhärtet sich, dass die Italiener angesichts ihres maroden Finanzsystems Angst vor einem Wechsel hätten. Weidmanns Ruf eilt ihm nämlich voraus und bringt ihn bereits vorab bei italienischen Medien in Misskredit.

Jens Weidmann ist derzeit Präsident der Deutschen Bundesbank und hat sich um das Image des geldpolitischen Hardliners in der Vergangenheit verdient gemacht. Sein Ziel: Schluss mit der lockeren Geldpolitik Draghis. Anleihenkäufe sollten zurückgefahren werden, besser heute als morgen. Weidmann gab mehrmals unverhohlen zu, dass ihm die Anleihenkäufe weit über das Ziel hinausschießen. Die Politik Draghis dürfe „kein Dauerzustand“ werden, erklärte Weidmann in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Angst der Italiener vor Weidmann als möglicher Präsident der EZB ist nicht unbegründet. Die Zentralbank unterliegt keiner demokratischen Kontrolle. Die Macht des Präsidenten ist nahezu uneingeschränkt. Personen, die dieses Spitzenamt bekleiden, müssen keine Rechenschaft ablegen oder Weisungen befolgen. Draghi verantwortet also persönlich die Nullzinspolitik im Euroraum.

Die EZB hüllt sich in Schweigen

Noch mehr als zwei Jahre bis zur Wahl des nächsten EZB-Präsidenten und italienische Medien lassen sich bereits jetzt zu Spekulationen hinreißen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutet, steckt hinter so viel Aufsehen Kalkül: Mögliche Kandidaten zu Schreckensbildern zu degradieren und sie so lange durch die Medien zu treiben bis sie zur „lahmen Ente“ geschwächt von ganz allein ihr finanzpolitisches Einflussvermögen pulverisieren. So formuliert die Zeitung trefflich: Das Gelände um die EZB sei vermint. Die EZB hält sich nicht ohne Grund bedeckt. Auch die Deutsche Bundesbank verweigert jede Stellungnahme mit den Worten: „So etwas macht man nicht.“

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