Nebst den Sorgen, die der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China an den Finanzmärkten auslöst, zeigt er auch, wie wichtig wirtschaftliche Stärke im internationalen Wettbewerb ist. Mit einer Fusion ihrer Mobilitätssparten wollten die beiden Konzerne Siemens und Alstom den größten Zughersteller Europas bilden – doch die Europäische Kommission untersagte die Kooperation.

Fusionsbestrebungen in Europa

Es begann bereits 2017: Im September stellte Siemens in einer Pressemitteilung den Plan vor, gemeinsam mit Alstom einen europäischen Champion für Mobilitätslösungen schaffen zu wollen. Damit hätten die beiden Konzerne zum Beispiel dem chinesischen Superkonzern CRRC Corporation Limited einen Wettbewerber geboten, der laut Handelsblatt bei Siemens-Beschäftigten als „reale Bedrohung“ angesehen werde. Auch die Regierungen in Paris und Berlin standen hinter dem Projekt „Airbus der Schiene“, berichtet die Welt. Zudem sprachen sich Wirtschaftsverbände dafür aus.

„Ein marktbeherrschender Akteur in Asien hat die globale Marktdynamik verändert. Gleichzeitig wird die Digitalisierung die Zukunft der Mobilität prägen.“ – Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, in einer Pressemitteilung

Nach Beschwerden und Zusagen

Im Dezember 2018 legten Siemens und Alstom dann ein Zusagen-Paket vor. Dabei handelte es sich um eine Reaktion auf die Beschwerdepunkte, die die Europäische Kommission zusammengestellt hatte. Denn die Kommission fürchtete einen eingeschränkten Wettbewerb, etwa im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge. Laut einem Siemens-Statement umfassten die Maßnahmen des Zusagen-Pakets zum Beispiel Aktivitäten in den Bereichen Signaltechnik und Schienenfahrzeuge. Nun erfolgte jedoch die Antwort – eine Absage.

Neues Recht für Mega-Konzerne?

In einem neuen Statement bedauerte Siemens den Beschluss der EU-Kommission, gab aber an, alle geäußerten Bedenken bei der Nachbesserung bedacht zu haben. Margrethe Vestager, die zuständige EU-Kommissarin, befand jedoch, dass der Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu höheren Preisen für Signalanlagen und Hochgeschwindigkeitszügen geführt hätte. Laut der Welt sind die Befürworter der Fusion für ein neues EU-Wettbewerbsrecht, um europäische Großkonzerne zu ermöglichen.

Alstom auf dem Weg nach oben

An der Börse geht es für Alstom derzeit steil bergauf: Der Aktienkurs steigt mit 7,84 Prozent auf 37,98 Euro. Siemens wiederum hat ein Minus von 0,75 Prozent zu verzeichnen und steht bei 95,61 Euro. Für den DAX sieht es ähnlich aus. Aktuell fällt er mit minus 0,35 Prozent auf 11.327,65 Punkte.

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