Uhren standen zusammen mit Autos für sehr lange Zeit ganz oben auf der Liste der Statussymbole schlechthin. Doch langsam, aber sicher, zeichnet sich hier ein möglicher Wandel ab. Klassische mechanische Uhren verlieren langsam aber sicher ihren einstigen Stellenwert. Wo liegen die Gründe dafür?
Die Uhr tickt nicht mehr richtig
„Die Uhrenindustrie steht – wie viele Bereiche der Konsumgüterindustrie – vor einem grundlegenden Wandel“, erklärt Karsten Hollasch, Partner bei Deloitte und Leiter des Konsumgütersektors. Zwar gibt es die multifunktionalen Smartwatches schon seit 20 Jahren, doch in den letzten Jahren erobern sie den Markt quasi sprunghaft.
„Uhren mit weitreichenden Funktionalitäten werden zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt Hollasch. Eine Studie des Unternehmens ergab, dass der Anteil der Smartwatch-Träger im Vergleich zu letztem Jahr von 15 auf 24 Prozent angestiegen ist. In den jüngeren Generationen (Jahrgang 1997 und jünger) haben Smartwatches die klassischen Uhren bereits überholt. Während hier nur 21 Prozent eine klassische Uhr tragen, besitzen 33 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe eine Smartwatch. „Ein steigendes Gesundheitsbewusstsein – verbunden mit dem Wunsch, die eigenen Gesundheitsdaten messen zu können – sowie der Einsatz von Bezahlfunktionen werden diese Entwicklung verstärken.“
Der Countdown für die klassische Uhr läuft
Während also Smartwatches im letzten Jahr deutlich an Popularität gewonnen haben, ist die Nutzung einer mechanischen oder Quartz-Uhr dagegen deutlich gesunken. Während es im vergangenen Jahr noch 46 Prozent waren, ist die Zahl mittlerweile auf 39 Prozent gesunken. Hauptgrund hierfür ist laut der Studie die Tatsache, dass Smartphones ebenfalls die Zeit anzeigen können und die Uhr am Handgelenk somit an Bedeutung verloren hat. Andere Meinungen der Umfrage lauteten: „Eine Uhr ist für mich kein Statussymbol mehr“ (24%), „Es gibt weniger Anlässe, eine Uhr zu tragen“ (20%) oder „Ich gebe meine Ersparnisse lieber für Erfahrungen wie Reisen oder andere Aktivitäten aus“ (18%).
Die Zeit rennt auch für „Made in Germany“
Der Wandel ist vor allem für asiatische und amerikanische Tech-Hersteller erfreulich, denn sie sind auf diesem Gebiet die führenden Kräfte. Nach den Zahlen des Marktbeobachters Counterpoint Research sind etwa 33 Prozent der verkauften Smartwatches dem Giganten Apple zuzuschreiben. Nach größerem Abstand folgen Huawei, Samsung, Imoo und Garmin mit jeweils unter zehn Prozent.
Doch auch wenn Deutschland auf dem Smartwartchmarkt nach derzeitigen Aussichten keine Chancen hat, ist es auf dem Uhrenmarkt noch nicht gelaufen. Denn was mechanische Uhren betrifft, ist die Bundesrepublik weiterhin gefragt:
„Die deutschen Uhrenhersteller, in der Regel kleine oder mittelständische Unternehmen, können sich durchaus auf ihre Stärken fokussieren“, erklärt Karsten Hollasch gegenüber Welt.de. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ und die damit verbundenen Assoziationen von Präzision und gutem Service seien im mittleren bis höheren Preissegment nach wie vor wichtige Mittel, um Kunden zum Kauf zu bewegen. Ansonsten könnte es – sollte der Trend sich so fortsetzen – für die klassischen Uhren eng werden.
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