Etwa 25 Banken ziehen einen Umzug nach Deutschland in Betracht. Zu diesem Ergebnis kam die Deutsche Finanzaufsicht am Montag auf einem von ihr veranstalteten Workshop. Thema der Veranstaltung: die Verlagerung der Bankengeschäfte nach Deutschland. Überraschend: Besonders groß war das Interesse bei den britischen Teilnehmern. Löst Frankfurt bald London als Europas Finanzplatz Nummer eins ab?

Unerwarteter Run auf den BaFin-Workshop

Die Idee einen Workshop zu veranstalten, um Banken, die ihren Mittelpunkt nach Deutschland verlagern wollen, zu unterstützen, reifte bereits im November 2016. Doch damals sei mit einem „Workshop in kleiner Runde“ gerechnet worden, sagt der stellvertretende BaFin-Direktor Peter Lutz. Das Interesse war offensichtlich größer, als gedacht. Selbst nach Ablauf der Frist hätten sich noch Banken angemeldet.

Insgesamt kamen 50 Vertreter von 25 Banken zusammen um sich etwa sechs Stunden lang über die Folgen des Brexits, insbesondere für sie, aufklären zu lassen. Die BaFin zeigte den Teilnehmern zudem auf, welche Vorgaben ausländische Geldhäuser erfüllen müssen, um ihre Geschäfte nach Deutschland verlagern zu können.

Mit der Initiative trägt die Aufsichtsbehörde dem gegenwärtigen Gesprächsbedarf der internationalen Geldhäuser Rechnung:

„Wir erleben einen hohen Gesprächsbedarf auf Seiten der Banken durch den anstehenden Brexit. Der ist ein herber Rückschlag für die Einigung Europas. Aber wir als BaFin können die Situation nicht ändern und müssen als Aufsicht pragmatisch damit umgehen. Die Situation für die Institute wird sich dramatisch verändern“, erklärte Lutz.

Chancen für Frankfurt!

Die deutsche Finanzmetropole Frankfurt buhlte bereits vor der Brexit-Entscheidung um die Gunst internationaler Geldhäuser und trat in Konkurrenz zu Metropolen wie Amsterdam und Paris. Mit der Initiative der BaFin könnte der Wettbewerb erneut an Fahrt aufnehmen und sich zu Gunsten des deutschen Finanzplatzes entscheiden.

Bis jetzt rangiert London noch immer auf der Pole-Position. Rund 40.000 angestellte arbeiten dort allein für die fünf größten Banken der USA. Mit dem Ausstritt Großbritanniens verlieren diese ihre so genannten Passporting-Rechte. Mit diesen Rechten genossen sie bisher das Privileg ihre Produkte mit Sitz in einem Mitgliedsland in den restlichen Ländern der Union zu vertreiben. Mit dem Austritt erlischt dieses Privileg und zieht finanzielle Folgen nach sich.

Die Zeit für einen Umzug ist knapp. Schon im April 2019 könnte das vereinigte Königreich die Union endgültig verlassen haben.

Titelbild: ©Tiberius Gracchus