„Müssen Mitarbeiter, die sich um Kunden in der EU kümmern, in der EU angesiedelt werden?“ Das ist nur eine der offenen Fragen, mit denen sich Sylvie Matherat, Regulierungsvorstand der Deutschen Bank, derzeit beschäftigt. Wieder einmal geht es um den Brexit und die dadurch möglicherweise bevorstehende Verlagerung Tausender Arbeitsplätze von London nach Deutschland.

Schnelle Weichenstellungen nötig

Rund 9.000 Mitarbeiter der Deutschen Bank sind derzeit in Großbritannien beschäftigt. „Heißt das, dass ich alle Mitarbeiter mit Kundenkontakt nach Deutschland verlagern muss oder nicht?“ Auch auf diese Frage hat Matherat bisher noch keine Antworten. Über 2.000 Mitarbeiter wären davon betroffen. Sie drängt deshalb darauf, dass so schnell wie möglich Klarheit über diese Details rund um den Brexit herrschen müsse. Banken in der EU könnten es sich nicht leisten, dass die Entscheidungen immer weiter hinausgezögert werden. Denn auch die auf den Juni vorgezogenen Wahlen in Großbritannien könnten die Verhandlungen weiter verzögern.

Viele Fragen. Keine Antworten

Mit den Aussagen Matherats auf einer Konferenz in Frankfurt hat die Deutsche Bank nun erstmals angedeutet, wie massiv die Folgen des Brexits für die Großbank ausfallen könnten. Zu den 2.000 Mitarbeitern mit Kundenkontakt kommen nämlich weitere 2.000 Mitarbeiter, die vermutlich umziehen müssten. Denn weiter stellt sich die Frage, ob Banken Transaktionen mit EU-Kunden auch in der EU verbuchen müssen. Bei der Deutschen Bank handelt es sich dabei um „Millionen von Transaktionen“. Die lokalen Aufsichtsbehörden würden in diesem Fall zu Recht darauf verweisen, dass Banken die dafür nötigen Risikomanager vor Ort ansiedeln.

Es ist Zeit für Entscheidungen!

Noch im Februar hatte John Cryan, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, beteuert, dass man sich nicht unter Zugzwang sehe, Abteilungen aus London zu verlagern. Das Geldhaus besäße ja den nötigen EU-Pass durch ihren Sitz in Deutschland. Matherats Äußerungen deuten nun jedoch darauf hin, dass sich die Bank nicht mehr sicher ist, ob dieser Pass wirklich ausreicht. Auch, wenn sie sich bewusst ist, dass das Thema Brexit mit großen Emotionen behaftet ist, müsse die Politik nun endlich für mehr Klarheit sorgen: „Jetzt ist die Zeit für Taten.“

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