Ginge es nur nach dem Willen der europäischen Finanzbranche, stünde der französische Präsident jetzt schon fest: Emmanuel Macron. Liberal und europafreundlich. Er blickt bereits auf eine beeindruckende Karriere im Finanzsektor zurück. Ein Mann, der weiß, wovon er spricht. Mit Auswirkungen auf die europäische Geldpolitik. Wird Macron gewählt, könnte sich der Einfluss Frankreichs auf die Europäische Zentralbank erhöhen und einen Zinsanstieg bewirken.

Ein klares Signal

Anleihe- und Aktienkäufer machten bereits nach dem Ausgang des ersten Wahlgangs deutlich, dass mit dem Einzug Macrons in den Èlisée-Palast die Weichen auf eine Normalisierung der europäischen Finanzpolitik stünden. Die politischen Risiken würden sinken. Deutsche Medien malen sich schon den Verlauf des Normalisierungsprozesses in schillernden Farben aus. Steht nur noch die Frage im Raum: Ob zunächst die monatlichen Anleihenkäufe gedrosselt oder die Zinsen erhöht werden. Die französische Zentralbank hat sich in der Vergangenheit mehrmals gegen Negativzinsen ausgesprochen. Die Antwort dürfte also klar sein.

Schützenhilfe von der EZB?

Ob sich EZB-Chef Draghi nach dem Wahlsieg für einen Normalisierungsprozess ausspricht, ist ungewiss. Sollte er sich querstellen, hätte er bis zum Abtritt 2019 noch Zeit Entscheidungen auszusitzen. Möglicher Nachfolger könnte Francois Villeroy de Galhau werden, Chef der Banque de France. Auch er lehnt Negativzinsen ab. Er sieht nationale Interessen gestört. Französische Banken seien durch die Nullzinsphase erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Darüber hinaus werden nationale Bankenprogramme in ihrer Durchführung gehindert.

Der deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann scheint jetzt schon aus dem Rennen zu sein. Zu viele Fehler und Feinde machen ihn als Kandidaten antastbar. Sollte Villeroy 2019 in das Amt des EZB-Chefs gewählt werden, steigt der Einfluss Frankreichs auf die europäische Geldpolitik erheblich. Das Land könnte sogar die Führung übernehmen, mutmaßen deutsche Medien.

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