Rund 7000 Stellen hat die Commerzbank gestrichen und gerät damit noch tiefer als erwartet in die Verlustzone. Deutliche Einbußen gab es vor allem im operativen Gewinn – auch weil die Kundengewinnung viel Geld erfordert. Wie die wenig übriggebliebenen Mitarbeiter nun mehr Ertrag erwirtschaften sollen, ist bisher unklar.
Einsparungen durch Stellenabbau – von wegen!
Die Kosten, die durch den Abbau mehrerer tausend Stellen entstanden sind, haben die Commerzbank weiter in die roten Zahlen gedrückt. Wie die zweitgrößte börsennotierte Bank am Mittwoch bekannt gab, stand im ersten Halbjahr unterm Strich ein Minus von 406 Millionen Euro. Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem ein Plus von 384 Millionen Euro zu verzeichnen war, ist dies ein herber Verlust.
Denn 807 Millionen Euro müssen alleine für die Stellenstreichungen in Form von Abfindungen und anderen Kosten ausgegeben werden. Auf diese Konditionen hatte sich das Geldhaus mit den Betriebsräten geeinigt. Bis sich die tiefgreifende Umstrukturierung des Konzerns auszahlt, dürften noch zwei Jahre vergehen. Ein kleiner Gewinn kann also dieses Jahr nur durch die Sondererträge von 390 Millionen Euro verzeichnet werden. Diese bestehen Großteils aus dem Verkauf der Frankfurter Zentrale.
Investitionen in Kunden und Digitalisierung
Die Commerzbank kämpft mit einem schwachen operativen Geschäft. Dadurch fiel der Verlust im ersten Halbjahr etwas höher aus als von den Analysten prognostiziert. Lediglich 515 Millionen Euro konnten als operativer Gewinn erwirtschaftet werden, 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein Grund hierfür sind die hohen Investitionen der Bank. Vor allem Programme zur Kundengewinnung und die Digitalisierung des Geschäftsbereichs stehen im Vordergrund.
Und das zahlt sich aus: seit Oktober hat die Commerzbank mehr als eine halbe Millionen Neukunden gewinnen können. Rund 100.000 davon steuerten die Tochterunternehmen Comdirekt hinzu.
„Im Kundenwachstum liegen wir über Plan, auch weil wir investiert haben“, meinte Vorstandschef Martin Zielke. „Bis sich das in Ertragswachstum niederschlägt, wird aber noch etwas Zeit vergehen.“
Allgemein ist die Stimmung der Investoren gegenüber europäischen Banken als positiv einzuschätzen. Der Aktienkurs stieg um 0,8 Prozent leicht an (auf 11, 34 Euro) und hat damit aber noch Luft nach oben. Ein Abschluss der Umbauvorhaben könnte hierbei helfen.
Hoch hinaus: Jahresbilanz leicht positiv
Auch Finanzvorstand Stephan Engels hat für die Gesamtjahresbilanz Entwarnung gegeben. Er stelle ein „leicht positives“ Ergebnis in Aussicht. Vor allem die angestrebten Sondereffekte von insgesamt 390 Millionen Euro sollen diese Prognose stützen. Rund 220 Millionen Euro bringt allein der Verkauf des Commerzbank-Towers an den südkoreanischen Samsung-Konzern. Die Aussicht kann die Bank jedoch weiter genießen, denn sie bleibt zumindest als Mieter im höchsten Gebäude Deutschlands erhalten.
Titelbild: © Tiberius Gracchus