Die Geldpolitik wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich weiter normalisieren. Damit steigt jedoch der Druck auf Bond-Anleger.

Renteninvestoren fanden sich in den vergangenen zehn Jahren in einem noch nie erlebten Marktumfeld wieder: Die Leitzinsen in den USA und in Europa sanken und sanken. Kurse älterer, auskömmlich verzinster Anleihen jedoch legten kräftig zu. Und auch die Nachfrage nach riskanten, aber vergleichsweise hoch verzinsten Papieren wie Bonds aus der Euro-Peripherie stieg an.

Dämpfer für Anleihekurse

Doch Ökonomen wissen: Im kommenden Jahr wird sich dieser Zustand wieder normalisieren. Die US-Notenbank Fed legt vor: Der Leitzins in den USA wurde bereits seit Dezember 2015 schrittweise angehoben. Im Moment liegt er zwischen einem und 1,25 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht noch nicht nach. Nach Einschätzungen von Marktbeobachtern dürfte sie frühestens im Jahr 2019 die erste Zinsanhebung seit der Finanzkrise vornehmen.

Die Leitzinsen sind jedoch nicht der einzige Faktor, der die Anleihekurse beeinflusst. Die Fed will in 2018 ihre Bilanz verkleinern. Das heißt, sie kauft weniger US-Staatsanleihen. Und auch die EZB will ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren. Auch bei unverändert niedrigen Leitzinsen bedeutet das einen Dämpfer der Anleihekurse.

Wird aus dem Bullenmarkt ein Bärenmarkt?

„Wir rechnen sowohl am kurzen als auch am langen Ende der Zinskurve mit weiter steigenden Zinsen in den USA und der Eurozone“, so Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Ein Bärenmarkt, also anhaltend fallende Anleihekurse seien zwar noch nicht in Sicht. Der jahrelange Bullenmarkt neige sich laut Stephan jedoch dem Ende zu.

Selbstläufer sind 2018 Mangelware

Anleger, die im kommenden Jahr nicht stärker auf Aktien setzen wollen als bisher, werden es also schwer haben, auskömmliche Erträge zu erzielen. Das bestätigt auch Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse beim Fondsanbieter Allianz Global Investors (AGI). Deshalb rät er Anlegern, Bonds nicht bis zur Fälligkeit zu halten, sondern auf Papiere mit kurzen Laufzeiten zu setzen. „Die Entscheidung, wo man am Anleihemarkt investieren soll, ist derzeit extrem schwierig“, so Naumer. Selbstläufer für das Rentenportfolio werden in 2018 laut ihm Mangelware sein.

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