Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erst kürzlich mit ihrer Entscheidung, den europäischen Leitzins nicht anfassen zu wollen, für Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt. Nun scheint die EZB sogar noch länger am Niedrigzins festhalten zu wollen – könnte aber auf einen Teil der Strafzinsen verzichten, die Banken zurzeit tragen müssen.
Bei Risiken und Nebenwirkungen
Je niedriger der Leitzins ist, umso mehr leiden die Sparer – aber auch die Banken. Sparer erhalten weniger Rendite und müssen höhere Gebühren für ihr Girokonto zahlen. Banken wiederum müssen für ihre Einlagen bei der EZB Geld hinlegen. Letzteres könnte sich nun ändern. Der EZB-Präsident Mario Draghi ließ am Donnerstag verlauten, dass die Zentralbank über mögliche Maßnahmen nachdenken müsse, „wie die positiven Effekte der negativen Zinsen für die Wirtschaft beibehalten und gleichzeitig eventuell vorhandene Nebenwirkungen gemildert werden können“.
Ein gestaffeltes Bankensystem
Daraufhin kamen Spekulationen auf, denen zufolge Banken zukünftig eventuell nicht mehr auf alle Einlagen, die sie bei der Zentralbank haben, Strafzinsen zahlen müssen. Seit März 2016 besteht für Geldhäuser ein Einlagenzins von minus 0,4 Prozent. 2018 habe dies für einen Verlust der Banken in Höhe von 7,5 Milliarden Euro gesorgt. Es könnte ein gestaffeltes System entstehen, das derzeit etwa bei der Bank of Japan oder in der Schweiz Anwendung findet, berichtet die FAZ.
Obwohl dies noch nicht innerhalb der EZB diskutiert wurde, hatte die Ankündigung diverse Folgen an den Finanzmärkten. Die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen rutschte noch weiter ins Negative. Aktuell steht diese bei minus 0,09 Prozent – laut der Welt der niedrigste Stand seit 2016.
Banken im Sinkflug
Die Aktien diverser Banken brachen am Donnerstagnachmittag ein. So steht etwa die Deutsche Bank mit einem Kurs von minus 3,27 Prozent bei einem Aktienpreis von 7,27 Euro. Die Commerzbank sackt mit minus 3,79 Prozent auf 6,90 Euro. Der Euro Stoxx 50-Index hingegen klettert bei 0,030 Prozent auf 3.323,05 Zähler. Ähnlich sieht es beim DAX aus: Der Index steht bei 11.435,47 Punkten (plus 0,14 Prozent). Zuletzt hat auch der Euro Stoxx Banken ein Minus von 1,44 Prozent zu verzeichnen sinkt auf 88,80 Punkte.
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