Seit Januar 2021, also seit mittlerweile über einem Jahr, ist Großbritannien kein Teil mehr der EU-Zollunion. Die Entscheidung spaltete damals das Land. Einige vertrauten der Meinung des britischen Premiers und Brexit-Befürworter Boris Johnson, dass sich durch diese Entscheidung viele Chancen ergeben werden. Viele andere waren der Meinung, dass dieser Austritt aus der EU dem Land nur schaden wird. Wie ist die Lage ein Jahr nach der Entscheidung? Wie ist die bisherige Bilanz?

Brexit Blues

„Eines der großen Versprechen des Brexit war es, britische Unternehmen zu befreien, um ihnen mehr Raum für die Maximierung ihrer Produktivität und ihres Beitrags zur Wirtschaft zu geben“, erklärte die Ausschussvorsitzende Meg Hillier von der oppositionellen Labour-Partei laut Tagesschau. Besonders in Anbetracht der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben sich viele an das Versprechen eines „Goldenen Zeitalters“ durch den Brexit geklammert. Obwohl ein kurzfristig vereinbartes Handelsabkommen zwar weiterhin zollfreien Handel mit der EU zulässt, entstanden für die britischen Unternehmen durch den EU-Austritt bisher nur Komplikationen. Der britische Rechtsausschuss konnte bisher vor allem „höhere Kosten, mehr Bürokratie und Verzögerungen an den Grenzen“ feststelle. Zuletzt kam es aufgrund schärferer Grenzkontrollen zu langen LKW-Staus.

Großbritannien? Wohl eher Little Britain.

Nach 2020 war 2021 das Jahr der globalen wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Pandemie. Viele wirtschaftliche Bereiche blühten im Vergleich zum Vorjahr stark auf. Auch der Handel zwischen Deutschland und seinen Handelspartnern nahm wieder Fahrt auf. Ausnahme war hier Großbritannien. Der Handel mit dem Inselstaat entwickelte sich seit dem Brexit entgegen dem allgemeinen Trend: „Während das Handelsvolumen mit allen anderen Partnern der Top Ten im Corona-Rebound fast ausschließlich zweistellig gewachsen ist, schrumpfte der Handel mit dem Vereinigten Königreich sogar um 4,6 Prozent“, sagte GTAI-Experte Marc Lehnfeld gegenüber der Tagesschau. Eine Besserung ist nicht in Sicht, da die bevorstehende Einführung von Zollformalitäten bei Lebensmitteln wohl eher für noch mehr Verzögerungen und Hinderungen beim Handel sorgen wird. Somit droht Großbritannien nun nach seinem Sturz vom siebten auf den zehnten Platz der Top 10 deutschen Handelspartner nun gänzlich aus dem Ranking zu fallen. Diesen Platz einnehmen wird dann vermutlich Tschechien.

Titelbild: © Vittaya_25 / stock.adobe.com

Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH